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2. Design Prinzipien für das Erstellen von DTH-Plattformen

Vertrauen und Sicherheit kann durch die richtige Gestaltung gefördert werden. Hier helfen allgemeingültige, bereits bekannte Regeln und Prinzipien des Interface Designs. Die Prinzipien sollten auf das gesamte Dialogkonzept, also auch die Funktion angewendet werden, die vom DTH bereitgestellt werden. Die relevanten Funktionen gilt es aus den Problemen, die in den frühen Konzeptionsphasen identifiziert wurden abzuleiten. Im Folgenden wird ein Ausschnitt an Design Prinzipien und Heuristiken gelistet und mit dem Fokus auf DTH-Plattformen erklärt.

Klarheit

Unsere UIs haben das Ziel, den Anwender auf seinem Weg, eine Aufgabe auszuführen, möglichst gut zu unterstützen. Dem Anwender muss klar sein, was zu tun ist bzw. wie er interagieren muss. Im Design wird oft von “Simplicity”, der Schlichtheit von Anwendungen, als wichtigstes Gut gesprochen. Schlichtheit ist wichtig, sie sorgt dafür, dass wir nicht mit zu vielen Informationen überladen werden.

DTH-Plattformen verlangen an dieser Stelle aber mehr als Schlichtheit. Wir müssen nicht nur dafür sorgen, dass wir nicht zu viele Informationen abbilden, sondern auch darauf, dass wir mit Genauigkeit und Klarheit Interaktionsprozesse schaffen, die zielführend sind und dabei eine positive UX hinterlassen, die den Anwender überzeugt der Plattform zu vertrauen.

Dies ist bei einem digitalen Produkt wie einem DTH wichtig, da es (ähnlich wie bspw. Banking Apps) einfach zu bedienen sein sollte, die Nutzung spaß machen sollte und dennoch auch einen seriösen Charakter ausstrahlen muss. Eine gute Grundstruktur ist hierfür essentiell, aber auch graphische Elemente (Diagramme, Animationen, etc.) die eingesetzt werden, sollten diesen Charakter ausstahlen.

Mehr zu Klarheit (externer Link)

Explainability, Transparency, and Control (KI in DTH?)

Künstliche Intelligenz wird immer leistungsfähiger und ist mittlerweile aus vielen Bereichen der Softwarewelt nicht mehr wegzudenken. Sie ist eine Unterstützung für Nutzer, die Ihnen hilft neue Ideen und Lösungswege zu finden, Prozesse effektiver und/oder effizienter zu gestalten oder sie teilweise komplett zu automatisieren.

Auch wenn im UI-Mockups Bereich KI nicht im Beispielkonzept vorgesehen wurde, ist es eine Technologie, die auch früher oder später bei DTH Einzug finden wird. Wie immer gilt, eine Technologie sollte nicht der Technologie wegen eingesetzt werden. Sie sollte dann eingesetzt werden, wenn sie ein konkretes Problem für den Nutzer löst.

Gibt es so einen Fall im geplanten DTH, muss darauf geachtet werden, dass die KI in einem gewissen Rahmen funktioniert. Sie sollte folgende Eigenschaften aufweisen:

Eine KI, die diese Eigenschaft hat und dem Nutzer Aufgaben erleichtert oder abnimmt schafft es, seriös zu wirken und Vertrauen nicht nur in die KI sondern auch in den DTH aufzubauen.

Anmerkungen:

Mehr zu Explainability, Transparency, und Control (externer Link)

Das mentale Modell erkennen und verstehen

Das Mentale Modell beschreibt, wie der Lösungsweg eines Nutzers aussieht. Beim Gestalten einer Softwareanwendung versuchen Designer das Mentale Modell der Nutzer zu verstehen, und mit dem konzeptionellen Modell der Anwendung möglichst deckend zu entwickeln. Das heißt auch, dass Elemente die im natürlichen Umfeld der Nutzer in die digitale Anwendung übersetzt werden. Ein Beispiel hierfür ist der Papierkorb in Betriebssystemen. Nutzern ist sofort klar, dass Daten gelöscht werden, wenn sie in diesem landen.

Für den DTH stellt sich die Frage, wie ein “physischer” Treuhänder mit dem Nutzer interagiert und ob dieses Bild für den Nutzer auch auf einen digitalen Treuhänder zutrifft. Prozesse die physisch stattfinden, machen evtl. auch im digitalen Sinn. Eine gut geplante Analysephase zu Beginn eines DTH Entwicklungsprojekts kann die entscheidenden Erkenntnisse liefern.

Mehr zu Mentalen Modellen (externer Link)

Visuelle Hierarchie (VH)

Eine der Kerntechniken im Design Prozess einer Softwareanwendung ist die Visual Hierarchy. Seine wurzeln liegen in der Theorie der Gestaltpsychologie. Im Grunde beschreibt die VH die (An-)Ordnung der visuellen Elemente auf einem Screen. Diese Anordnung impliziert eine Wichtigkeit für die visuellen Elemente. Eine gute visuelle Hierarchie leitet den Nutzer unterbewusst durch die Informationen und hilft ihm dabei die wichtigen Elemente schnell zu erkennen.

Eine schlechte visuelle Hierarchie hingegen überfordert den Nutzer. Sie führt zu überladenen Screens in denen der Nutzer quasi orientierungslos ist. Um Dies zu vermeiden werden drei Regeln befolgt:

Für eine DTH Plattform ist die VH genauso relevant wie für andere Anwendungen auch. Besonders interessant kann ihr Einsatz werden, wenn sich dazu entschieden wird, dass ein Screen mehrere große Funktionen beinhaltet. Im UI Beispiel ist dies bei der Übersicht der Datennutzer der Fall. Zum einen werden die Nutzer in 2 Kategorien aufgeteilt und zusätzlich werden im oberen Bereich der Seite die neuesten Nutzungsanfragen gelistet. Ohne eine gute VH wäre diese Informationsdichte für die meisten Nutzer zu überfordernd.

Mehr zur Visuellen Hierarchie (externer Link)

Nur die notwendigen Informationen anzeigen

Es klingt logisch, ist aber häufig eine großes Problem in der Umsetzung: Wir sollten Screens nicht mit Funktionen überladen und nur die Funktionen in unsere Anwendung packen, die für den Nutzer einen echten Mehrwert bieten. Es gibt Prinzipien wie Progressive Disclosure und Hick’s Law (siehe Unterkapitel), die uns dabei helfen, die wichtigste Grundlage schafft aber eine gute Anforderungsanalyse und das identifizieren des Minimal Viable Product (externer Link).

Progressive Disclosure

Egal welche Art von Software entwickelt benötigt, bzw. entwickelt wird: Eine zu hohe Komplexität überfordert die Menschen und macht das Tool schlecht nutzbar. Das ist vor allem bei neuen Nutzern eine Herausforderung. Dem Gegenüber stehen erfahrene Benutzer, die die Software möglichst effizient verwenden möchten. Progressive Disclosure ist eine Technik, die fortgeschrittenere oder auch selten verwendete Funktionen auf weitere Screens verlagert bzw. allgemein geschickt versteckt, bis sie benötigt werden.

Ein Beispiel hierfür ist die Auswahl einer Schriftfarbe in Office Produkten:
Für alle Nutzer ist eine vordefinierte Farbpalette vorhanden. Benötigen Nutzer eine speziellere Farbe, haben sie die Möglichkeit über Untermenüs, ihre Farbe individuell und sehr präzise auszuwählen. Das Bild Standardfarbpalette in MS Word zeigt die einfache Farbauswahl. Öffnet man den Bereich “weitere Farben”, gelangt man zu einem Farbrad, mit dem sehr präzise die gewünschte Farbe ausgewählt werden kann (siehe Bild Erweiterte Farbpalette).

Beim Entwickeln eines Datentreuhänders ist es wichtig zu verstehen, welche Funktionen angeboten werden sollen und wie relevant diese für die Nutzer sind. Gerade bei Funktionen die außerhalb der klassischen Verwaltung von Daten liegen, die aber starke Vorteile für die Nutzer mit sich bringen, muss der Faktor Komplexität berücksichtigt werden. Ist ein neuer Nutzer überfordert, wird es ihm schwer fallen, sich für das Produkt zu entscheiden. Erfahrene Nutzer hingegen benötigen einen möglichst effizienten Weg, ihre bevorzugten Funktionen zu verwenden. Hier können beispielsweise Shortcuts oder die individuelle Positionierung von Funktionen im User Interface hilfreich sein. Am Ende ist es das Ziel, Komplexität zu minimieren.

Hick’s Law

Eine zu hohe Auswahl an Funktionen und Einstellungsmöglichkeiten sind für alle Produkte kontraproduktiv. Je mehr Auswahl der Nutzer hat, desto länger benötigt er, um eine Entscheidung zu treffen. Dies ist vor allem kritisch bei Services, die Kunden Produkte verkaufen wollen. Aber auch in Anwendungen, für die sich ein Nutzer bewusst entschieden hat, wie bspw. einen DTH, kann ein Übermaß an Funktionsumfang negative Effekte mit sich bringen. Der Nutzer ist in diesem Fall genauso überfordert, da er aber vermutlich nicht einfach so auf die nächste Plattform wechseln kann, wird er vor allem frustriert sein.

Es gilt zu vermeiden, dass ein Nutzer in eine solche Situation kommt. Das Anwenden von Progressive Disclosure trägt sicherlich dazu bei, diesem Effekt vorzubeugen, dennoch muss bewusst die Entscheidung getroffen werden, welche Informationen und Funktionen zum Lösen des Problems des Nutzers wirklich relevant sind und welche nur minimale Vorteile bringen. Sind es zu viele Funktionen, die nur minimale Mehrwerte bringen, sollten einige davon entfernt werden.

Mehr zu Hick’s Law (externer Link)